Doch so ähnlich sich Morbus Crohn und Colitis ulcerosa auf den ersten Blick sind, so unterschiedlich sind sie in ihren Merkmalen:
Morbus Crohn kann den gesamten Verdauungstrakt (vom Mundraum bis zum Anus) betreffen und geht mit einer tiefgreifenden Entzündung der Schleimhautschichten einher. Diese begünstigt das Entstehen von Schleimhautrissen und die Bildung von Fisteln im Darm. Die in Akutphasen auftretenden Durchfälle sind meist nicht mit Blut versetzt.
Bei der Colitis ulcerosa sind blutig-schleimige Durchfälle das Hauptsymptom, hinzukommen krampfartige Schmerzen und starker Gewichtsverlust. Der entzündete Bereich beschränkt sich bei der Colitis ulcerosa auf den Dickdarm. Dort breitet sich die Erkrankung gleichmäßig aus und es kann zur Bildung von Geschwüren kommen.
Neben der schulmedizinischen Therapie können folgende Tipps und Tricks Sie im Alltag gut unterstützen:
1. Ernährungstagebuch führen
Weder bei Morbus Crohn noch bei Colitis ulcerosa gibt es eine einheitliche Ernährungsform. Grundsätzlich gilt: Was vertragen wird, darf auch gegessen werden. Außerdem soll die Remissionsphase, also die Phase ohne Beschwerden, möglichst lang hinausgezogen werden. Da es im Rückblick schwierig ist zu erinnern, was man wann gegessen hat und ob es Beschwerden ausgelöst hat, kann ein Ernährungstagebuch helfen, den Überblick zu behalten. Zusätzlich ist es sinnvoll, die Zusammensetzung der Nährstoffe der Lebensmittel zu dokumentieren, denn durch die Durchfälle in den Akutphasen leiden Patienten mit CED häufig unter Vitamin- und Mineralstoffmangel.
2. Situationsangepasste Ernährung
Die Ernährungsempfehlungen für CED-Patienten richten sich nach der jeweiligen Phase, in der sie sich befinden – Akut- oder Remissionsphase (beschwerdefreie Phase). Um den nächsten Schub möglichst lange hinauszuzögern, kommt der Ernährung in der beschwerdefreien Phase eine zentrale Bedeutung zu. Da es in den akuten Abschnitten durch die zahlreichen Durchfälle und die geschädigte Darmschleimhaut zur Mangelernährung kommen kann, ist es wichtig, ein eventuelles Vitamin- und Mineralstoffdefizit auszugleichen.
Der Schwerpunkt der Ernährung in der Remissionsphase sollte auf einer antientzündlichen Ernährung liegen. Dies kann erreicht werden durch eine leichte Vollkost mit ausreichend Ballaststoffen, die kalorien- und vitaminreich ist. Zur weiteren Stärkung des Darmsystems sollten Omega-3-Fettsäuren (z. B. in Kaltwasserfischen und pflanzlichen Ölen) und anticyanreiche Lebensmittel (z. B. Heidelbeeren – keine frischen Früchte) in die Ernährung integriert werden.
In schubfreien Zeiten hat sich auch die Low-FODMAP-Diät als hilfreiche Ernährungsform erwiesen. Lassen Sie sich hierzu von einem/einer Ernährungsberater/-in beraten.
In den Akutphasen beider Erkrankungen sollten milde, nicht reizende Nahrungsmittel der zentrale Bestandteil der Ernährung sein. Ballaststoffe sollten gemieden werden!
3. Getränke und Trinkmenge
Durch die vermehrten Durchfälle in den akuten Phasen verliert der Körper viel Flüssigkeit. Doch auch in beschwerdefreien Zeiten sollte auf eine ausreichende Trinkmenge geachtet werden.
Als Getränke eignen sich besonders gut stilles Wasser und ungesüßte Tees. Auf einen hohen Säuregehalt und Kohlensäure sollte in beiden Phasen verzichtet werden. Bis zu 3 Tassen frisch gefilterter Kaffee wirken entzündungshemmend und können in der beschwerdefreien Zeit eine genussvolle Alternative darstellen.
In den akuten Phasen sollten Sie auf milde Tees wie Kamillen- oder Melissentee setzen. Da in diesen Phasen die Flüssigkeitsaufnahme besonders elementar ist, kann auch eine Brühe oder Suppe guttun.
4. No gos bei chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen (CED)
Im akuten Schub ist es wahrscheinlich sowieso undenkbar, weil dem Betroffenen gar nicht der Sinn danach steht, aber auch in den Remissionsphasen sollte Alkohol gemieden werden.
Da es bei CED keine „Verboten“-Liste gibt, gibt es auch kein strenges Verbot für Zucker bzw. zuckerhaltige Speisen und Getränke. Zucker fördert Entzündungen und sollte deshalb nur in Ausnahmefällen auf der Speisekarte stehen. Während eines Schubs kann es sogar zu einer vorübergehenden Zuckerunverträglichkeit bezogen auf Laktose, Fruktose und Sorbit kommen.
Besonders bei Morbus Crohn kann Rauchen einen akuten Schub fördern. Raucher erkranken zudem häufiger an Morbus Crohn als Nichtraucher. Doch auch Colitis ulcerosa-Patienten sollten auf das Rauchen verzichten.
Nicht von ungefähr kommt die Redewendung „etwas auf den Magen geschlagen“. Stress und psychische Belastung können – besonders im Fall der Colitis ulcerosa – einen akuten Schub begünstigen. Deshalb ist es wichtig den Stress soweit wie möglich herunterzufahren.
5. Entspannung fördern
Wie bereits im Punkt zuvor erläutert, kann sich Stress negativ auf die Krankheitsentwicklung auswirken. So wird eine starke psychische Belastung bei Colitis ulcerosa sogar als Co-Faktor für die Krankheitsentstehung gewertet. Ebenso wird die Diagnose und der Alltag mit der Erkrankung – ob Colitis ulcerosa oder Morbus Crohn – individuell verschieden stark als Belastung wahrgenommen. Treten schwere psychische Beeinträchtigungen wie z. B. Depressionen auf, sollte die Konsultation eines Psychotherapeuten in die Behandlung einbezogen werden.
Um die Entspannung zu fördern und Stress abzubauen, kommen natürlich die gängigen Methoden wie Meditation, Achtsamkeitstraining, Yoga etc. in Frage. Aber neben diesen bewährten und anerkannten Techniken, entscheiden letztlich Sie selbst, wobei Sie am besten entspannen können. Das kann ebenso ein Waldspaziergang, eine entspannte Radtour oder ein Leseabend auf dem Sofa sein. Wichtig ist die regelmäßige Anwendung.
6. Tabuthema: Sich austauschen und mitteilen
Gerade bei Erkrankungen rund um den Magen-Darm-Trakt fällt es vielen Menschen schwer, offen darüber zu sprechen. Denn wer erzählt schon gern von Stuhlhäufigkeit und -konsistenz. Trotzdem ist es wichtig, offen mit der Erkrankung umzugehen und sich mitzuteilen.
Einerseits ist damit der engere Familien- und Freundeskreis gemeint. Es hilft, wenn Ihr Umfeld über Ihre Krankheit informiert ist, das heißt es z. B. einordnen kann, wenn Sie plötzlich aufgeregt beim Einkaufsbummel in der Fußgängerzone nach einer Toilette suchen.
Andererseits kann es für Sie als Betroffene/Betroffener eine Unterstützung sein, sich mit anderen Betroffenen auszutauschen. Es hilft zu wissen, dass es anderen auch so geht. Außerdem können Sie dabei wichtige Tipps für den Alltag bekommen.
7. Naturheilkundliche Anwendungen
Naturheilkundliche Anwendungen können die Therapie von chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen ergänzen und Beschwerden lindern.
Bei äußerlichen Anwendungen wie z. B. bei den Auflagen und beim Schröpfen wird über den gesetzten Reiz der Körper stimuliert und so werden die Selbstheilungskräfte angeregt.
Eine sogenannte Leibauflage mit Kümmelöl kann bei Blähungen und Völlegefühl zum Einsatz kommen. Sie massieren 4 % Kümmelöl im Uhrzeigersinn in den Bauch ein. Anschließend legen Sie ein feucht-warmes Tuch, ein Handtuch und eine Wärmflasche auf. So bleiben Sie etwa 30 Minuten entspannt liegen, anschließend bitte etwas nachruhen. Die Kümmelleibauflage sollte nicht während eines akuten Schubs angewandt werden.
Eine Schröpfmassage wird nicht am Bauch, sondern in der Darmzone am Rücken angewandt. Sie verbessert die Durchblutung der Haut und regt den Stoffwechsel an. Aufgrund der gesteigerten Durchblutung kann sich die verkrampfte Muskulatur entspannen.
8. Sport / Bewegung
Sport und Bewegung wirken sich auf das allgemeine Wohlbefinden positiv aus. Außerdem kann Stress abgebaut werden. Im akuten Schub steht die Schonung im Vordergrund. In den beschwerdefreien Phasen sollte regelmäßige Bewegung im Alltag eine wesentliche Rolle spielen, jedoch ohne Leistungsdruck und ohne sich voll zu verausgaben. Finden Sie da Ihr richtiges Maß aus Bewegung, Anspruch und Spaß.
9. Unterstützung mit Probiotika
Probiotika sind oral einzunehmende Präparate, die spezielle, im menschlichen Darm vorkommende Bakterienkulturen enthalten. Bestimmte Probiotika können auch über die Ernährung zugeführt werden z. B. über Joghurt. Die enthaltenen Bakterien können dazu beitragen, eine gesunde Balance der Darmflora wiederherzustellen oder zu erhalten und so das darmeigene Immunsystem zu unterstützen. Insbesondere bei chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen gehen viele Entzündungen im Darm einher und der Darm wird permeabel, d.h. der Darm kann nicht mehr vollständig steuern, welche Stoffe oder Bakterien in das Blutsystem gelangen sollen und welche nicht. Möchten Sie eine probiotische Therapie ausprobieren sollten Sie sich zur Auswahl eines geeigneten Probiotikums von Ihrem Therapeuten/In beraten lassen. Vor der probiotischen Therapie sollten jedoch die Entzündungen im Darm sowie der Aufbau der Darmschleimhaut und der Darmbarriere z.B. mit einem pflanzlichen Arzneimittel (z.B. MYRRHINIL-INTEST®) angegangen werden.
10. Pflanzliche Unterstützung
Die Anwendung von pflanzlichen Kombinationspräparaten in beschwerdefreien Phasen hat eine jahrelange Tradition. Studien haben gezeigt, dass ein Kombinationspräparat aus Kamille, Kaffeekohle und Myrrhe zur Symptomlinderung bei Durchfall, Krämpfen und Blähungen im Rahmen des Remissionserhaltes vergleichbar wirksam war wie die Therapie mit dem Goldstandard Mesalazin. In der aktuellen ärztlichen Leitlinie wird die Kombination von Myrrhe, Kamille und Kaffeekohle (MYRRHINIL-INTEST®) zum Erhalt der Beschwerdefreiheit bei Colitis ulcerosa aufgrund zahlreicher wissenschaftlichen Studien und der bestätigten Wirksamkeit in einer qualitativ hochwertigen klinischen Studie empfohlen.
Die pflanzlichen Wirkstoffe haben viele pharmakologische Eigenschaften, die für die Therapie der CED wichtig sind. So wirken Myrrhe, Kamille und Kaffeekohle entzündungshemmend, stabilisierend auf die Darmbarriere und reduzieren Symptome wie Blähungen, Krämpfe und Durchfälle auch über die adstringierende und spasmolytische Eigenschaft. Im Vergleich zu chemischen Präparaten haben pflanzliche Arzneimittel oft den Vorteil, dass sie besser verträglich, nebenwirkungsärmer und über die Vielseitigkeit der pflanzlichen Inhaltsstoffe an vielen Punkten im Magen-Darm-Trakt gleichzeitig wirken können.
Sprechen Sie Ihren Therapeuten auf alternative, pflanzliche Behandlungsmethoden an.