Morbus Crohn & Colitis ulcerosa
Colitis ulcerosa und Morbus Crohn werden unter dem Sammelbegriff „Chronisch-entzündliche Darmerkrankungen“, kurz CED, zusammengefasst – und zwar deshalb, weil beide Erkrankungen zu Entzündungen im Darm führen und die Patienten unter ähnlichen Symptomen leiden. Weiter ist beiden CED gemeinsam, dass die Ursachen weitgehend unbekannt und die Krankheiten im engeren Sinn nicht heilbar sind – die Betroffenen leiden also ihr Leben lang unter Colitis ulcerosa oder Morbus Crohn.

Unklare Ursachen
Trotz großer wissenschaftlicher Bemühungen sind die Ursachen für diese Krankheiten bis heute noch nicht eindeutig geklärt. Es wird vermutet, dass aus bisher ungeklärten Gründen das Immunsystem die Darmschleimhaut angreift und dort eine dauerhafte Entzündung hervorruft.
- Beiden Krankheiten liegt eine erbliche Veranlagung zugrunde, denn sie treten in manchen Familien gehäuft auf.
- Außerdem wurde bei Patienten mit CED eine instabile Darmbarriere nachgewiesen, die zu einer erhöhten Durchlässigkeit des Darms für Krankheitserreger und Gifte führt. Dadurch wird das Immunsystem alarmiert und reagiert mit einer Entzündung.
- Auch verschiedene Umweltfaktoren sind möglicherweise an der Entstehung beteiligt, da die Erkrankungen in den westlichen Industriegesellschaften häufiger vorkommen.
- Seelische Belastungen wie Stress, Angst oder Kummer lösen keine CED aus, können jedoch einen akuten Krankheitsschub begünstigen.
Unterschiede und Symptome
Bei CED wechseln Phasen hoher Krankheitsaktivität mit kürzer oder länger anhaltenden Abschnitten relativer Gesundheit (Remissionen) ab. Therapieziel ist es, die Betroffenen in eine dauerhafte Symptomfreiheit (Remission) zu bringen, in der sich die Situation der Betroffenen von der Darmgesunder (nahezu) nicht unterscheidet. Wichtig ist die genaue Diagnose zur Unterscheidung der beiden Krankheitsbilder, denn es gibt gravierende Unterschiede, die für die Therapie relevant sind:

Nur der Dickdarm ist betroffen
Die Colitis ulcerosa ist eine Entzündung, die ausschließlich im Dickdarm stattfindet und mit Geschwürbildungen einhergeht. Sie beginnt im Enddarm, also dort, wo mit der größten Stuhlmasse die meisten Bakterien auf die Darmwand einwirken. Die Entzündung kann sich gleichmäßig fortschreitend bis zum Beginn des Dickdarms ausbreiten.
- Entzündung ausschließlich im Dickdarm
- Entzündung der oberen Darmschleimhaut
- Entfernung des Dickdarms möglich
- Rauchen kein Risikofaktor

Der gesamte Magen-Darm-Trakt ist erkrankt
Bei Morbus Crohn ist meist der gesamte Verdauungstrakt vom Mund bis zum After vom entzündlichen Geschehen betroffen. Dabei sind außer den oberflächlichen Schleimhautzellen auch die darunter liegenden Schichten der Darmwand entzündet. Dies kann zur Entstehung von Fisteln, Schleimhautrissen oder zu Eitereinschlüssen führen.
- Entzündung vorwiegend im Dünndarm
- Entzündung aller Schichten der Darmwand
- Operationen führen nicht zur „Heilung“
- Raucher deutlich häufiger betroffen
Leitsymptome von Morbus Crohn und Colitis ulcerosa
Symptom | Häufigkeit bei Morbus Crohn (%) | Häufigkeit bei Colitis ulcerosa (%) |
---|---|---|
Bauchschmerzen | 70–80 | 40–80 |
Durchfall | 70–90 | 80–90 |
Darmblutung | 20–25 | 90–100 |
Analfistel | 10–40 | 0–5 |
Gewichtsverlust | 50–60 | 20–40 |
Fieber | 25–40 | 10–20 |
Blutarmut | 20–30 | 20–50 |
Symptome außerhalb des Darms
Für beide Erkrankungen gilt darüber hinaus: Es sind auch Entzündungen außerhalb des Darms möglich (z. B. Gelenke, Rücken, Augen, Leber)
Symptom | Häufigkeit bei Morbus Crohn (%) | Häufigkeit bei Colitis ulcerosa (%) |
---|---|---|
Gelenkschmerzen | 29,7 | 27,7 |
Hautveränderungen | 14,2 | 15,2 |
Appetitlosigkeit | 18,7 | 11,6 |
Augenerkrankungen | 3,8 | 7,1 |
Diagnose Morbus Crohn & Colitis ulcerosa
Erste Hinweise durch Beschwerden und Labor
Am Anfang der Diagnose steht ein ausführliches Gespräch mit dem Arzt über Beschwerden, Krankengeschichte, Unverträglichkeiten und Allergien. Dabei können folgende Aspekte zur Sprache kommen:
- Dauer der Beschwerden, Häufigkeit der Stuhlgänge, Stuhlbeschaffenheit
- Schmerzen beim Stuhlgang, Blut am Stuhl
- Treten zusätzlich zu den Verdauungsbeschwerden noch andere Symptome auf?
- Einnahme von Medikamenten
- Rauchen Sie bzw. haben Sie geraucht?
- Waren Sie kürzlich auf Reisen?
- Hat ein Familienmitglied eine Darmerkrankung?
- Hatten Sie eine Blinddarmoperation?
- Werden bestimmte Nahrungsmittel schlecht vertragen?
Danach erfolgt eine körperliche Untersuchung. Dazu gehört ein Abtasten des Bauchraumes auf schmerzhafte oder verhärtete Stellen, die Begutachtung von Haut und Schleimhäuten und die Untersuchung des Enddarms mit dem Finger (rektale Tastuntersuchung). Blut- und Stuhluntersuchungen, Ultraschall-Befunde, endoskopische Untersuchungen von Magen, Dünn- und Dickdarm und die feingewebliche Beurteilung von Darmgewebsproben sind weitere Bestandteile der Diagnose.
- Blutuntersuchungen liefern Hinweise auf Entzündungszeichen, Blutarmut, Vitamin- oder Mineralstoffmangel.
- Stuhlproben werden auf Entzündungszeichen und bakterielle Erreger untersucht, um eine Erkrankung durch Bakterien auszuschließen.
- Mit der Ultraschalluntersuchung des Bauches (Sonographie) können Entzündungen erkannt und ihre Ausdehnung grob beurteilt werden.
- Bei der Darmspiegelung (Koloskopie) werden der gesamte Dickdarm und das letzte Stück des Dünndarmes nach einer gründlichen Darmreinigung mit dem Endoskop untersucht. Hierbei sind auch Schleimhautveränderungen und Entzündungsherde zu erkennen.
- Bei Verdacht auf Morbus Crohn wird oft auch eine Magenspiegelung (Gastroskopie) durchgeführt, um auch Speiseröhre, Magen und Zwölffingerdarm begutachten zu können.
- Bei den Spiegelungen werden an verschiedenen Stellen des Magen-Darm-Traktes Gewebeproben (Biopsien) entnommen und unter dem Mikroskop untersucht.
Die Beurteilung all dieser Untersuchungsergebnisse zusammen führt dann letztlich zur Diagnose von Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa. Durch eine Magnetresonanztomographie (MRT), Push-Enteroskopie oder eine Kapselendoskopie kann die Verlässlichkeit einer Unterscheidung zwischen Colitis ulcerosa und Morbus Crohn erhöht werden.